Sanft und vorbildlich: Die Sanierung des Stadthauses «zur Hinteren Glocke» in Schaffhausen

Zahlreiche Heimatschützerinnen und Heimatschützer haben die Chance genutzt, unter fachkundiger Führung von Lukas Wallimann (Schaffhauser Denkmalpflege) und Architekt Dejan Mikavica einmalige Einblicke in die baukulturelle Geschichte des Stadthauses zu gewinnen, bevor die siebenköpfige Pfarrersfamilie Mitte August einziehen wird.

Wir treten ein, queren den Halbgang und gelangen in den prächtigen Garten im Innenhof, wo ein Waschhäuschen mit laubsägeartigen Fenstereinfassungen steht. Das Waschhäuschen hatte schon vor 1817 Bestand, erst später kam die Laube dazu.

Danach steigen wir die steile Steintreppe hinunter in den kühlen Gewölbekeller, dessen imposante Grösse und Struktur an die Topologie eines Lagerhauses erinnert. Was eher selten für Stadthäuser ist, so wurden Lagerhäuser meist entlang des Rheins gebaut, um Waren wie Salz, Korn oder Wein zwischenzulagern.

Beeindruckend ist auch das gut erhaltene Katzenkopfpflaster des Kellerbodens. Wo Fluss-, genauer Rheinkiesel zusammen mit Kalkmörtel zu einem Boden verbunden wurden.

Zurück im Hausinnern steigen wir die Holztreppe hoch ins Obergeschoss, von wo sich die Holztreppe weiter in den Dachstock hinaufwindet.

Aktuell wird die Küche ausgebaut, wofür ein komplementäres Farbkonzept erarbeitet wurde, das die Farben des Barocks aufgreift. Die bis an die Decke reichenden Küchenkästen werden neu in Grün gewandet. Ein gekonnter Kontrast zum terrakottafarbenen Steinboden.

Schönes Detail: Obwohl die Durchreiche erweitert wird, bleiben die Schränke, welche diese säumen, bestehen: Es entsteht das Gefühl einer offenen, modernen Wohnküche, die sowohl dem historischen Inventar als auch zeitgemässen Ansprüchen gerecht wird.

Die prachtvollen Parkettböden der Wohnräume mit Sicht auf den Münsterplatz sind frisch geölt, die barocken Stuckdecken trocken gereinigt und die Kachelöfen im Empire-Stil nicht nur eindrucksvoll, sondern auch funktionstüchtig.

Die sanfte Sanierung erfolgt in Etappen: Wenn die Pfarrersfamilie Mitte August in die oberen Räume des Stadthauses «zur Hinteren Glocke» eingezogen ist, werden die öffentlichen Räume im Erdgeschoss saniert.

Grossen Dank an Lukas Wallimann und Dejan Mikavica, die uns mit Verve und fundiertem Wissen baukulturelle Schätze entdecken liessen, die wir hinter der eher diskret anmutenden Fassade im Neurenaissance-Stil nicht vermutet hätten.