Chloosterschüür – historische Einblicke, die lange nachwirken

Kloster St. Georgen, Stein am Rhein: Aufgrund des Umbaus der Mönchsscheune luden der Historische Verein Stein am Rhein und der Schaffhauser Heimatschutz zur Feierabendführung am Dienstag, 19. März.

Die Scheune, die seit längerem zum Haus zum Schwarzen Bären an der Rhigass gehört, ist von den dort jeweiligen Metzgerfamilien hauptsächlich als Lager genutzt worden. Ursprünglich diente sie dem Kloster als Zehntscheune. Teilweise ist diese ursprüngliche Nutzung noch heute sichtbar und soll beim Umbau bestehen bleiben.

Dank der Familie Villiger, welche die Scheune einer sanften Nutzung als Veranstaltungsraum für Feiern zuführt, bleibt die vorhandene Bausubstanz weitgehend erhalten.

Über achtzig Mitglieder beider Vereine fanden den Weg an die Feierabendführung. In drei Gruppen aufgeteilt, erkundeten wir die ehemalige Mönchsscheune, begingen den direkt am Rhein liegenden Klostergarten und erhielten auf dem Hof des Klosters Einblicke in die Werkstätten, gespickt mit zahlreichen historischen Anekdoten, die uns Roman Sigg verriet. Lehrreich, kurzweilig und inspirierend waren die Führungen dank aller fachkundigen Guides: Flurina Pescatore, Denkmalpflege Schaffhausen, Daniela Desarzens. Architektin und Bauherrin, Imestis GmbH, sowie Roman Sigg, Präsident Historischer Verein Stein am Rhein sowie Vorstandsmitglied Heimatschutz Schaffhausen. Auch für Speis und Trank war gesorgt. Esther Villiger, Eigentümerin der Chloosterschüür / Villiger Delikatessen, verwöhnte uns mit einem herzhaften Apéro.

Das oberste Ziel: Authenzität bewahren

Vorrangig ist das Bewahren bei der Chloosterschüür, da sie für ein Stück Geschichte steht, die über 500 Jahre zurückreicht. Besonders bei den Materialen wurde darauf geachtet, dass sie möglichst nah an den Befund heranreichten. Dafür bedurfte es jeweils einer sorgfältigen Analyse von Statik und Baumaterialen – wie sie im Mittelalter verwendet wurden­.

Fenster in die Vergangenheit offen lassen

Im EG der Mönchsscheune standen wir auf einem schwebenden Boden, der an Stahlbändern und -stangen hing, so Daniela Desarzens und Edith Villiger. Der Grund hierfür, das alte Fundament durfte nicht herausgenommen werden. Die Putzfelder wurden nach alter Schulte mit Kalk und ohne Zement geflickt, was das Trocknen des Gipsgemäuers verlängert. Das Wandtäfer wurde bewusst hochgezogen, da der Putz leicht bröckelte.

Links des Haupteingangs befindet sich die Hebebühne. Barrierfrei, damit alle in die oberen Räume hochkommen.

Ein schönes Detail: Die historische Authentizität der Mönchsscheune führte im Jahr 2018 dazu, dass etwa 80% des Zwingli-Films in Stein am Rhein anstatt im reformierten Zürich gedreht wurde. 

Brandschutzmassnahmen, keine Erfindung der Neuzeit

Im Dachstock der Scheune erfuhren wir, weshalb Brandschutz keine Erfindung der Neuzeit ist. Der Estrich, ml. astracum, astricum = Pflaster; grch. óstrakon = Scherbe, diente hier als Brandschutz, um das Korn im 1. Stock zu schützen. Denn ein Brandpfeil konnte genügen, um die Kornernte eines Jahres zu vernichten. Über den Deckenbrettern des 1. Stocks liegt eine fast 20 cm dicke Schicht aus Lehm und Mörtel. Was verhinderte, dass ein Feuer von einem Geschoss aufs andere übergriff. Folglich auch die spärlichen schmalen Fenster zum Rhein hin. Dass der Brandschutz funktioniert hat, beweisen die 600-jährigen verbauten Hölzer.

Wahrlich gute Gründe, um sich für den Erhalt dieses historisch wertvollen Gebäudes einzusetzen: Flurina Pescatore zusammen mit dem Bundesamt für Kultur und Archäologie in Bern und der Schaffhauser Kantonsarchäologin Miriam Bärtschi haben sich hierfür stark gemacht.

Folglich entstehen hier keine Wohnungen: Der mittlere Stock dient zukünftig als Veranstaltungsraum mit einem Warmluft-Cheminée, der Dachstuhl wird getrennt für Stadtführungen genutzt.