Am gefühlt feuchtheissesten Tag des Jahres versammelten sich über 20 Personen am alten Bahnhof zu dieser aufschlussreichen Führung. Dabei waren auch Behördenvertreter aus Ramsen, Stein am Rhein und Winterthur. Das Thema: Baukultur, Klima und Biodiversität, wofür zwei Referenten zuständig waren: Jörg Jucker und Raphael Mettler.
Ödlandschrecke im alten Bahnhof
Claudia Eimer begrüsste als Vizepräsidentin des Heimatschutzes die Teilnehmenden beim alten Bahnhof von Ramsen: Biodiversität werde derzeit viel diskutiert, denn im September kommt eine Initiative zur Abstimmung. Zum Thema Baukultur lobte sie die gut erhaltenen Ortsbilder als «Schätze, die mit der Heimat verbinden».
Einen ersten Schatz stellte Raphael Mettler vor, der am Startort des Rundgangs lebt: Es geht um einen «Heugümper», die seltene Blauflügelige Ödlandschrecke war das Tier des Jahres 2023 und lebt im Gleisschotter des alten Bahnhofs von Ramsen.
Was ist speziell an diesem Lebensraum? Er wird nicht mehr von «Unkraut» freigehalten, sodass sich trockenheitsliebende Pflanzen und Tiere ansiedeln können. Und zu diesen gehört diese geschützte Heuschrecke.
Grober Schotter, fremde Pflanzen
Erste Station war ein Schottergarten mit fremdländischen Büschen. Der Garten bleibe ein Fremdkörper, weil weder Bienen noch andere Insekten in ihm Nahrung fänden.
Schotter war noch mehrmals ein Thema, wobei Raphael Mettler zu unterscheiden wusste: Ein Vorgarten und Autoabstellplatz war mit einheimischem Kies belegt, sodass auch hier trockenheitsliebende Pflanzen wuchsen. Das Gegenteil auf der anderen Strassenseite: eine voll versiegelte Garageneinfahrt.
Alte Bäume (Hochstämmer): Bestand 1930 rund 17 Mio., aktuell 2 Mio. schweizweit
Ein weiteres Thema waren alte Bäume, die im Siedlungsgebiet, von denen es in Ramsen noch einige prächtige Exemplare gibt, von Linden- über Apfel- bis zu riesigen Nussbäumen. Bäume im Siedlungsraum wirken sich, so Jörg Jucker, an Hitzetagen kühlend aus.
Das Problem kommt, wenn das alte Wohnhaus abgerissen und das Areal verdichtet überbaut wird. Dann gibt es in der Regel keine grossen Bäume mehr, weil die Rasenflächen zu klein sind und bei Mehrfamilienhäusern im Untergrund die Tiefgarage das Baumwachstum beschränkt.
Gartenzonen und Siedlungsrand
Die letzten Stationen des Rundgangs zeigten an der Biber die verschiedenen Bedürfnisse der zehn Fledermausarten, die in Ramsen gesichtet werden. In der Nähe war eine kahle Wiese. Raphael Mettler: «Hier waren früher Hochstammbäume wie überall am Rand der Siedlungen in der Schweiz. 1930 habe es 17 Millionen Hochstämmer gegeben, heute noch gut zwei Millionen. Das Areal liegt in der Wohnzone und wird überbaut.
Den Schlusspunkt des spannenden Rundgangs setzte der erfrischende Apéro im Biogarten der Familie Mettler.
Die Resonanz auf die bereichernde Führung durch Ramsen war rundum positiv. So auch der Artikel am darauffolgenden Dienstag im Steiner Anzeiger.
Bilder: Pierre Néma, Architekt und Bauberater HSSH
Quelle Text: Zusammenfassung des Artikels von Alfred Lanz im Steiner Anzeiger (2.7.2024).
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